- Mbaqanga
- Mbaqanga[afrikanisch, mbɑ'kɑȖgɑ], Form der populären Musik Südafrikas, die in den Sechzigerjahren durch Miriam Makeba (* 1932) weltweit bekannt wurde. Der Prozess der Herausbildung und Entwicklung dieser Musik ist, wie alle Formen des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens in Südafrika, durch das weiße Minderheitenregime mit seiner bis 1991 herrschenden Apartheitpolitik zutiefst geprägt worden. In den lagerähnlichen Wohngebieten der afrikanischen Bevölkerung, den Townships, fehlte es an allen infrastrukturellen Voraussetzungen zur Herausbildung eigenständiger Formen von populärer Musik. Straßenmusik war die einzige Möglichkeit der Musikausübung, sodass insbesondere die chorische Vokalmusik der in Südafrika lebenden Völker hier lebendig blieb. In den Zwanziger- und Dreißigerjahren wurden die eigentlich zur Choralbegleitung vorgesehenen schwerfälligen Tretorgeln (Harmonium) hin und wieder umfunktioniert und auf ihnen auch zur Unterhaltung gespielt. Das Gemisch aus europäischer und amerikanischer Tanzmusik sowie Elementen der südafrikanischen Musiktradition hieß Marabi — eine der Wurzeln des Mbaqanga. Erst in den Fünfzigerjahren entstand mit dem Aufkommen billiger Blechflöten (Pennywhistles) in den Townships Kwela, eine eigenständige Instrumentalmusik, die zum Tanz und zur Unterhaltung gespielt wurde und unmittelbar an die traditionellen Musikformen anknüpfte. Mit Blechflöte, Gitarrenbegleitung und allen möglichen Ersatzperkussionsinstrumenten war sie von größter Einfachheit. Ansonsten blieb den schwarzen Südafrikanern nur die Möglichkeit, in den Bars und Nachtklubs der Städte für ein ausschließlich weißes Publikum Musik nach dessen Geschmack zu spielen. So entstanden in den Vierzigerjahren Swing-Bigbands (Swing) und kleine Jazz-Ensembles (Jazz) südafrikanischer Musiker. Als der südafrikanische Rundfunk ab 1949 Radioprogramme für die Township-Bevölkerung auszustrahlen begann, entwickelten diese Musiker eine Spielweise, die die kommerzialisierten Jazzformen, wie sie damals in den Tanzbars und Nachtklubs des weißen Südafrika verbreitet waren, mit Marabi und Kwela aus den Townships verband. Für diesen »Township-Jazz« prägte der Saxophonist und Trompeter Michael Xaba (* 1924), zugleich einer seiner prominentesten Vertreter in den Fünfzigerjahren, den Begriff Mbaqanga, was in der Sprache der Zulu eine Art Maisbrot bezeichnet und als Symbol für das Leben in den Townships gemeint war. Obwohl die Sechzigerjahre dieser Musik dann einen radikalen Wandel brachten, der Jazz-Einfluss gänzlich verloren ging, die nun integrierten E-Gitarren, Akkordeon in Ermangelung von Keyboards sowie Bläsersätze einen stark von afroamerikanischem Soul geprägten Stil entstehen ließen, blieb die Bezeichnung Mbaqanga erhalten. Der Begriff wurde so zu einer Art Synonym für die schwarze südafrikanische Popmusik. Neben Miriam Makeba sind als Repräsentanten dieser Musik international auch die Mahotella Queens, die Gruppe Amaswazi Emvelo, die Malopoets und der Sänger und Bandleader Sipho Mabuse (* 1948) bekannt geworden.Siehe auch: Worldmusic.
Universal-Lexikon. 2012.